Haus Mylius

Für Menschen mit höherer Pflegebedürftigkeit oder Demenz gibt es momentan im Umkreis von Bretzfeld nur wenige Möglichkeiten einer Versorgung. Menschen, die einen großen Teil ihres Lebens hier verbracht haben, müssen im Falle eines erhöhten Betreuungsbedarfes oft in andere Orte ausweichen.

Maximal 8 Personen mit erhöhtem Betreuungsbedarf können in die Räumlichkeiten im 1. OG des Gebäudes einziehen. Es wurden wichtige Ziele und Gedanken als Grundlage ausformuliert. Wir sind uns aber auch bewusst, dass so ein Konzept einem stetigen Wandel unterliegt.

Im Umkreis von Bretzfeld steigt die Anzahl älterer Menschen, die oft den Großteil ihres Lebens hier verbracht haben. Angesichts des demografischen Wandels, der mit der Zunahme der älteren Bevölkerung verbunden ist, haben wir uns Gedanken über die Entwicklung generationsgerechter Wohn- und Lebensformen gemacht.

Da es im Umkreis von Bretzfeld nicht ausreichenden Plätze für anbieterverantwortetes betreutes Wohnen für Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf gibt, haben wir uns entschieden, das ehemalige Pflegeheim Haus Mylius umzufunktionieren und eine Pflege-Wohngemeinschaft zu errichten.

Ziele und Zielgruppe

Ziel ist es, dass Menschen, die in Bretzfeld und Umgebung verwurzelt sind, hier in ihrer gewohnten und gewählten Heimat bleiben können, auch wenn sie pflegebedürftig werden.

Die anbieterverantwortete Wohngemeinschaft soll Menschen mit unterschiedlichen Pflegegraden jeglicher Einschränkung (auch jeder Erkrankung) die Möglichkeit einen den Umständen entsprechenden Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Ein Grundgedanke ist, eine individuelle Begleitung zu ermöglichen und einen privaten Raum zu schaffen, in dem die Pflegebedürftigen so wie sie sind, leben können und akzeptiert werden. Einen Raum, in dem sie in ihrem persönlichen Befinden wahrgenommen werden und ihre noch vorhandenen Fähigkeiten und ihr Erleben in den normalen Alltag einbringen können. Die Bewohner sollen so selbstbestimmt wie möglich ihr Leben weiterführen und gestalten.

Die Selbstbestimmung wird dadurch mit gewährleistet, dass die Pflegebedürftigen bzw. ihre bevollmächtigten Angehörigen den Tagesablauf und die Tagesaktivitäten sowie alles, was das gemeinsame Zusammenleben betrifft, selbst mitentscheiden. Die 24-Stunden Präsenzkraft wird vom Anbieter gestellt.

Ein zentraler Punkt der durch mgv24h Intensivpflegedienst angebotenen Pflege-Wohngemeinschaft ist die freie Wahl der Dienstleister der Pflege(unterstützungs)leistungen. Jeder Bewohner bzw. dessen rechtlicher Vertreter schließt einen individuellen Pflegevertrag ab, der den Pflegebedürfnissen des Bewohners entspricht.

Die Bewohner bzw. dessen rechtliche Vertreter schließen einen Mietvertrag über die Wohnräume inklusive der Präsenzkräfte.

Die Kosten für die Anwesenheit der Präsenzkräfte teilen sich die Bewohner. Die Präsenzkräfte sind bei mgv24h Intensivpflegedienst angestellt und werden nach Tarifvertrag bezahlt. Sie arbeiten abwechselnd in Früh-, Spät- und Nachtschichten. Die Präsenzkräfte fördern und unterstützen das Gemeinschaftsleben wie z.B. bei der Zubereitung von Mahlzeiten, Hilfestellung bei der Körperpflege, organisieren von Spielenachmittagen, vorlesen aus der Tageszeitung etc.
Präsenzkräfte sind ausschließlich vor Ort und für jeden Bewohner gleichermaßen zuständig. Daher sind z.B. Begleitungen bei Frisörbesuchen, Ärzten und Therapeuten nicht möglich.

Die Wohngruppe befindet sich im 1. OG. Diese ist barrierefrei erreichbar. Die Wohngemeinschaft verfügt über 8 Einzelzimmer mit 4 Bäder (inkl. WC) und 1 separates WC. Das Zentrum der Wohnung bildet ein voll ausgestatteter Wohnbereich mit Küche. Jedes der Zimmer hat natürliches Licht durch ein oder mehrere Fenster und wird von jedem Bewohner selbst gestaltet. Ein Garten ist vorhanden, dieser kann von allen Mietern des Hauses genutzt werden.

Die Wohngemeinschaft ist frei zugänglich und kann über eine Treppe oder den Fahrstuhl auch frei verlassen werden. Das Haus Mylius liegt inmitten der schönen Weinberge zwischen Bretzfeld und Pfedelbach.

Die Dorfzentren von Bretzfeld sowie Pfedelbach mit Bäcker, Apotheken, Gemüseläden, Metzger und Frisöre sowie Ämter liegen nur wenige Kilometer entfernt. Ebenfalls befinden sich Arzt- und Therapie-Praxen im jeweiligen Ort. In der weiteren Umgebung befinden sich noch weitere Einkaufsmöglichkeiten und Baumärkte.

Alltag und Betreuung

 

Die zentrale Idee der Wohngemeinschaft ist es, eine für die Bewohner wiedererkennbare „Normalität“ des Alltags zu erleben. Im Vordergrund soll daher nicht die Pflege und Versorgung der Bewohner stehen, sondern die Organisation des Tagesablaufs mit Verrichtung alltäglicher Dinge, wie Einkaufen, Essenszubereitung und Kochen, Tische decken und abräumen, Wäsche zusammenlegen, leichte Reinigungs- oder Gartenarbeiten.

Die Bewohner teilen sich die Kosten des Haushaltes im Umfang, der jedem gerecht wird. Es wird monatlich eine Pauschale in Höhe von € 250.- fällig.
Es wird auch Bewohner geben, die nicht mehr aktiv an der Gestaltung oder Verrichtung des Tagesablaufs mitwirken können. Diese sollen durch Dabeisein oder Zuschauen ein Gefühl von häuslicher „Normalität“ erleben können.

Die Biographie der Bewohner spielt eine Rolle und kann in den Alltag eingebunden werden. Die jeweiligen Vorlieben z.B. für Kochen, ein bestimmtes Lieblingsessen oder Gartenarbeit können Berücksichtigung finden. Es wird Wert daraufgelegt, dass es den Bewohnern möglich gemacht wird, Feste wie Geburtstage, Weihnachten/Ostern etc. zu feiern und sinnlich zu erfahren (Dekoration, Düfte, Gestaltung etc.) Die Zimmer werden von den Angehörigen selbst eingerichtet. Soweit möglich soll der gemeinsame Wohnraum mit eigenen Möbeln ausgestattet werden. Dadurch wird ein institutioneller Charakter vermieden.

 

Die Anwesenheit und die Mitarbeit der Angehörigen, ist erwünscht. Familienangehörige und Freunde kommen nicht nur „zu Besuch“, sondern können die familiäre Beziehung aufrechterhalten und sich je nach Möglichkeit in der Betreuung ihres Angehörigen engagieren. Auf diese Weise kann die Selbstbestimmung der Bewohner und Angehörigen gegenüber den professionellen Begleitern wahrgenommen werden.

Die Küche ermöglicht viele gemeinsame Aktivitäten: Schneiden von Obst und Gemüse, Kneten eines Teigs, das Essen selbst. Diese Betriebsamkeiten haben eine wichtige Funktion, da sie als komplexe Tätigkeiten die Bewohner fördern können. Das Essen soll als positive, freudige Handlung in der Gruppe wahrgenommen werden und ohne Zeit- oder Erfolgsdruck stattfinden. So soll eigenständiges Essen so lange wie möglich erhalten bleiben. Die Mahlzeiten, vor allem das Frühstück, können auch flexibel gehalten werden, um die individuellen Gewohnheiten zu berücksichtigen.

Hausrecht

Die Gemeinschaftsräume in der ambulant betreuten Wohngemeinschaft sind grundsätzlich für alle Bewohner offen und frei zugänglich. Das Hausrecht liegt einzig und allein beim Anbieter.

Das Leben in der Pflege-Wohngemeinschaft orientiert sich so nah wie möglich am bisherigen Leben in der eigenen Wohnung. Tagesabläufe, Kontakte, Besuche, Aktivitäten sollen so weit wie möglich der üblichen „Normalität“ entsprechen und sind von der Selbstbestimmtheit der Bewohner geprägt. Dies äußert sich z.B. in freien Frühstückszeiten, Überlegungen, was zum Mittag gekocht wird, welche Aktivitäten am Nachmittag stattfinden. Die Bewohner bestimmen Speiseplan, Tagesablauf und Lebensverlauf.

Sie müssen sich nicht nach starren institutionellen Vorgaben - wie in einem Altenheim - richten, sondern haben die Möglichkeit, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu führen.
Die Einbeziehung der Angehörigen ist daher ebenso gefordert wie ausdrücklich gewünscht, da dies auch in der Zeit vor dem Umzug stattgefunden hat

Tagesstruktur

Zusätzlich zu den professionellen Hilfen (Pflege- und Alltagsbetreuung) ist eine starke Einbindung von ehrenamtlichen Helfern, Angehörigen und rechtlichen Vertretern gewünscht und nötig. Dies erhöht die soziale Aufmerksamkeit gegenüber den Interessen der Bewohner, vor allem von denjenigen Bewohnern, die kognitiv nicht mehr orientiert sind.

Auch das Arbeitspensum kann so besser bewältigt werden und der Überlastung Einzelner vorgebeugt werden. Es soll jedoch auch ein Angebot sein, das Dritten eine Chance bietet, sich in ihrer Freizeit sinnvoll zu engagieren, den Umgang mit älteren und pflegebedürftigen Menschen zu erlernen und einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachzugehen, die sehr viel zurückgibt.